Warum wählen jetzt besonders wichtig ist
In einigen meiner vorherigen Posts (z.B. 101st time, Demokratie und Kommunikation) hab ich bereits einer meiner Grunddevisen angedeutet. Die da lautet: you gotta work the system in order to achieve something. Darum kann ich mit Aufforderungen, nicht wählen zu gehen nicht viel anfangen. Und Wünsche, wie die digioms, nach einem unangenehmen, bedeutsamen Bundespräsidenten (oder sogar -in), sind zwar nett, führen aber ins Leere.
Ich bin der Überzeugung, nicht wählen geht von der falschen Prämisse aus, dass ein Protest etwas bewirkt. Dahinter steht das absurde Axiom, das politische System wäre eine Entität, die auf den Protest entsprechend reagieren könnte. Tatsächlich aber ist das politische System eben genau das: Ein System. Und wie viele Systeme funktioniert auch dieses nach dem Attraktoren-Prinzip: Dort, wo etwas (zu holen) ist, dort engagiert man sich.
Das Nicht-Wählen hat dazu geführt, dass das Bundespräsidenten*amt von den Parteien selbst derzeit als nichts anderes gesehen wird, als ein ehrenvolles Pensionistenheim – wie es vor einigen Jahren sogar die Zeitungen noch gewusst haben. Genau um diese Parteien aber muss es uns gehen, denn sie sind es im Endeffekt, die wir davon überzeugen müssen, dass es sich etwas bringt, sich bei den Bundesptäsidenten*wahlen zu engagieren. Und dies tun wir nicht, indem wir sie verweigern, das heißt links liegen lassen, sondern indem wir jetzt erst recht wählen gehen. Erst das wird den Parteien einen Anreiz geben, das nächste Mal eine tatsächliche Bundespäsidenten*wahl anzustreben.